Das Sordinopedal - ein Projekt von Prof. Jura Margulis und Steingraeber Bayreuth

Ein neues Pedal zu einem alten Klangideal bietet Steingraeber & Söhne ab sofort als Neuheit an. Jura Margulis präsentierte sie am 16. Juni 2013 bei einem Treffen der Steingraeber Händler aus drei Kontinenten im Steingraeber Kammermusiksaal in Bayreuth. 

Der Deutsch-Amerikanische Pianist Russischer Abstammung war der künstlerische Auslöser dafür, dass Steingraeber diese Idee aus dem späten 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen hat und in einen modernen Flügel D-232 einbaute - Jura Margulis spielte mit dieser Klangerweiterung seine neue Schubert CD ein, die bei Oehms Classic im Frühjahr 2014 erscheinen wird (Klangbeispiele können hier aufgerufen werden). 

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war diese Möglichkeit der Tonveränderung und -erweiterung zumeist wieder aus dem Kanon der verschiedenen Pedalfunktionen von Klavieren verschwunden - in Wien hielt man noch bis ins frühe 20. Jhdt. daran fest, vielleicht aus Ehrfurcht vor Conrad Graf, der in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts alle seine Flügel mit dem horizontal verschiebbaren Rechen aus Filz bestückt hatte und das ganze "Moderator" nannte. Erard verwendete für die vergleichbare Funktion in seinen Flügeln Hirschleder-Rechen und nannte den Klangeffekt "Celeste". Die Komponisten bezeichneten diese Funktion als "Sordino", denn die Klangveränderung ist dem Sordino der Streicher verwandt. 

Jura Margulis kommentiert: " Das Margulis-Steingraeber-Sordino-Pedal (MSSP) ist ein Quantensprung der dynamischen (Klangvolumen) und spektralen (Klangfarbe) Ausdruckspalette des modernen Konzertflügels". Damit erübrigt sich fast der Hinweis dass dieses Pedal nichts mit jener modernen Leisespielfunktion zu tun hat, die heutzutage als Nachbarschafts-"Schutz" in Klaviere eingebaut und ebenfalls "Moderator" genannt wird. Technisch gesehen wird der Sordino-Klangeffekt durch einen sehr dünnen Filz hervorgerufen, der sich zwischen Hammer und Saite schiebt; sein Abstand zur Saite ist Null und so bleibt die Auslösung in ihrer normalen Regulierung bestehen. Die Führungen der Trägerleiste sind neben den Halterungen links und rechts auch in der Gussplattennase eingebracht; für den Weg der Horizontalverschiebung muss im Diskantbereich die Gussplatte angepasst werden. Die technische Ausarbeitung dieser schließlich doch recht komplexen Neuerung oblag im Steingraeber Team insbesondere dem Klavierbauer Alexander Reul. 

Der Prototyp geht zunächst auf Reisen zu Profis, beginnend in Freiburg, Juli 2013: http://www.internationalpianoacademy.org/ - bei diesem Musterflügel ist die Funktion des Sordino auf Wunsch und Design von Prof. Jura Margulis ins mittlere Pedal gelegt (und entsprechend ist dort das Tonhaltepedal / Sostenuto vorübergehend stillgelegt). 

Als zukünftige Einbauoptionen bietet Steingraeber & Söhne andere Varianten ebenfalls an: von der 4-pedaligen Lyra bis zum Kniehebel.