Rud. Ibach und Sohn

In Beyenburg, heute Teil der Stadt Wuppertal fing alles an. Hier baute Johann Adolph Ibach 1794 sein erstes Tafelklavier. 1817 errichtete Johann Adolph Ibach ein Wohn- und Fabrikgebäude, in dem er Klaviere und auch Orgeln baute, wobei das Hauptaugenmerk dem Klavierbau galt. 1839 übernahm der Sohn Carl Rudolph mit seinem Bruder Richard das Unternehmen unter dem Namen Ad. Ibach Söhne. Erste Verkaufsniederlassungen wurden in Düsseldorf, Bonn und Essen errichtet. Bis Anfang der 1850er Jahre gehörte Ibach zu den größten Klavierherstellern Preußens. Der Sohn und Nachfolger von Carl Rudolf, P. A. Rudolf Ibach, entschloß sich 1869 den Klavierbau als separates Unternehmen fortzuführen und seinem Onkel Richard den Orgelbau zu überlassen. Zu dieser Zeit trieb Ibach seinen Export vor allem in die Niederlande voran. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 erhielt Ibach die höchste Auszeichnung. Anschliessend wurde das Unternehmen erweitert, eine neue, grössere Fabrik 1884 in Schwelm kam hinzu. Ibach-Vertretungen entstanden in Hamburg, Frankfurt, Bremen, Berlin und London.




1892 übernahm Hulda Ibach geb. Reyscher, die Witwe von Peter Adolph Rudolph, das Unternehmen. Sie führte das Unternehmen, welches inzwischen mehrere hundert Mitarbeiter beschäftigte, zwölf Jahre lang. In dieser Zeit wurde auch die dritte Fabrik in Berlin errichtet. Weiterhin expandierte das Unternehmen und verkaufte auch nach Mittel- und Südamerika, ins Baltikum, nach Russland, Asien, Afrika und sogar Ozeanien. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Weltmarkt für Klaviere durch die Erfindung von Radio und Grammophon kleiner. Zusätzlich löste das Automobil den Flügel als Statussymbol ab. Durch die geänderten Kundenwünsche, vor allem aber wegen der kleineren Wohnungen, wurde das Kleinklavier entwickelt. Der Zweite Weltkrieg brachte starke Zerstörungen und auch das Stammhaus in Barmen wurde zerstört. 1945 wurde das Werk in Schwelm zum neuen Firmensitz. Die Produktion von Klavieren und Flügeln wurde 1950 wieder aufgenommen. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1960er und 1970er Jahren brachte für das Unternehmen dann wieder gute Zeiten. 1985 übernahm Ibach den renommierten Klavierhersteller Roth & Junius. Das Hagener Unternehmen war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und drohte unterzugehen.





Um die Produktionskosten zu senken und weiter profitabel zu bleiben, schloß der damalige Geschäftsführer Rolf Ibach, der das Familien-Unternehmen nun in sechster Generation führte, Ende der 1980er Jahre ein Joint-Venture mit dem koreanischen Unternehmen Young Chang. Einige Ibach-Instrumente und Roth & Junius Klaviere wurden im damaligen Billiglohn-Land Südkorea hergestellt. Die Ibach Klaviere und Flügel aus Fernost bekamen ein K als Marken-Zusatz angebracht (Ibach - K). Nach Meinung von Branchenkennern leitete diese unglückliche Verwässerung des Markennamens den Niedergang des Unternehmens ein. Von diesem Schlag konnte sich Ibach nie mehr erholen. Im Dezember 2007 stellte nach über 200 Jahren Rud. Ibach, die älteste Klavierfabrik der Welt, die Produktion ein. Die Tochter von Rolf Ibach, Geschäftsführerin Sabine Ibach, die das Unternehmen in siebter Generation führte, erklärte die Entscheidung sei aus dem laufenden Betrieb heraus und ohne finanziellen Zwang gefallen. Über 150 000 Instrumente hatten unter dem Namen Ibach im Verlauf zweier ereignisreicher Jahrhunderte die Produktionsstätten der Familie verlassen. Heute beschäftigt sich das Unternehmen nur noch mit dem Service der Ibach Instrumente.