Wm. Knabe & Co wurde von Wilhelm Knabe, einem Emigranten aus Deutschland 1835 in Baltimore gegründet. Wilhelm Knabe, geboren 1803 hatte eine Tischlerlehre in Deutschland gemacht. Später ging er als Klavierbauer-Geselle auf Wanderschaft durch Europa. 1831 ging er nach Amerika und ließ sich in Baltimore nieder, wo er seine Werkstatt eröffnete. Um Klaviere bauen zu können, ging er 1839 mit Henry Gaehle eine Partnerschaft unter den Namen Knabe, Gaehle & Co ein. 1841 zog das Unternehmen in die South Liberty Street. Das Geschäft ging gut und die Firma prosperierte. Als Henry Gaehle 1855 wurde Knabe Alleineigentümer und firmierte als Wm. Knabe & Co. Das Unternehmen bezog eine grössere Fabrik in Baltimore. William Knabe starb am 21. Mai 1864. Seine Söhne William Jr. und Ernest J. Knabe übernahmen die Firma.
1866 beschäftigte Wm. Knabe & Co. ca 240 Mitarbeiter. Die Produktion lag bei ca. 1000 Instrumenten proJahr. Es wurden Tafelklaviere, Klaviere und auch Flügel hergestellt. Die Qualität der Knabe Instrumente war geschätzt und das Unternehmen gewann viele Goldmedaillen auf verschiedene Ausstellungen in Maryland, Pennsylvania und Virginia. 1873 eröffnete Wm. Knabe & Co. eigene Verkaufsräume an der Fifth Avenue in New York. Zu dieser Zeit waren die führenden amerikanischen Hersteller Chickering & Sons, Steinway und Knabe. 1882 bestellte der US-Präsident Chester A. Arthur einen Knabe-Palisanderflügel für das Weiße Haus. William Jr. wurde nur 47 Jahre alt und starb 1889. Sein Bruder Ernest J. übernahm die alleinige Leitung des Unternehmens. Die Einweihung der Carnegie Hall 1891 erfolgte mit einem Wm. Knabe Flügel auf der Bühne. Tschaikowski war ein "Knabe-Künstler". Die Knabe Instrumente wurden auch von der New Yorker Metropolitan Opera geschätzt. Rudolf Bing, der Direktor sagte um 1900 “Experience has proven that we can always depend on Knabe.” Knabe war für mehr als 40 Jahre der offizielle Lieferant der MET. Albert Einstein besaß einen Knabe Flügel.
Auf dem Höhepunkt der Firmengeschichte, 1906 beschäftigte Wm. Knabe knapp 800 Mitarbeiter in mehreren Fabrikgebäude in Baltimore. 1908 wurde eine sehr weitreichende Entscheidung getroffen. Um die Zeichen der Zeit nicht zu verpassen, schloß sich Wm. Knabe mit Chickering & Sons und anderen Hersteller zur American Piano Company (Ampico), East Rochester zusammen. Die Gesamtproduktion der neuen Gruppe lag bei 18.000 Instrumente jährlich. Vor der Zeit des Radios lag der Schwerpunkt von Ampico bei der Produktion sogenannter "elektrischer Klaviere", die zwar nicht elektrisch betrieben wurden, sondern pneumatisch betriebene automatische Reproduktionsklaviere, die selbstätig spielten. Mit der flächendeckenden Einführung des Radios 1929, das Konzerte übertrug und zur Zeiten der Weltwirtschaftskrise ging Ampico pleite und wurde 1932 von Aeolian American Coorporation übernommen. Unter dem Dach von Aeolian waren über 20 Klavierhersteller, darunter Wm. Knabe, Chickering und Mason & Hamlin vereinigt. Produziert wurde in East Rochester. Während des 2. Weltkrieges wurden in den amerikanischen Klavierfabriken wie in East Rochester u.a. Lastensegler und Holzkisten hergestellt. Ab 1947 konnte die Klavierproduktion wiederaufgenommen werden. Die Aeolian American Corporation wurde 1957 von der New Yorker Winter & Co., zeitweise der grösste Klavierhersteller der Welt, aufgekauft. In Folge der "Invasion" billiger Klaviere und Flügel aus Japan und Korea Anfang der 1980er Jahre ging Aeolian/Winter & Co. 1982 pleite und die Fabriken in East Rochester und in der Bronx schloßen ihre Tore.
Wm. Knabe / Samick WKG 70 Concert Grand
1985 kauften Sohmer & Co. die Markenrechte an Wm. Knabe und Mason & Hamlin sowie ihre Anlagen und Aktiva von der Citicorp, dem Hauptgläubiger von Aeolian/Winter. Sohmer plante die Produktion beider Divisionen mit den bestehenden Modellen wiederaufzunehmen. Es kam nicht dazu. In Zeichen der Leveraged Buy Outs Welle der 1980er Jahre, kaufte eine Gruppe von Investoren bzw. Corporate Raiders um Robert MacNeil 1986 Sohmer & Co. Die Produktion sollte nach Elysburg, Pennsylvania verlagert werden. Es kam auch nicht dazu, da der Klaviermarkt inzwischen extrem schwierig geworden war. Die Konkurrenz aus Korea und Japan war erdrückend und die gesamte US-Klavierindustrie dabei unterzugehen. 1989 kaufte Bernard Greer die Sohmer Gruppe, die er mit seiner Firma, Falcone Piano fusionierte. Die Falcone/Sohmer musste letzlich auch 1995 aufgeben und so kauften 1996 Kirk and Mark Burgett, Gründer von PianoDisc, Mason & Hamlin von Bernie Greer. Die beiden Brüder wurden damit auch u. a. Inhaber von Sohmer & Co. und Wm. Knabe geworden. Sie hatten aber nur an Mason & Hamlin wirklich Interesse und verkauften 2001 die Markenname Sohmer und Wm. Knabe an Samick. Wm. Knabe Instrumente werden seitdem in Indonesien gebaut. Sie geniessen in den USA immer noch einen sehr guten Ruf.