Young Chang

Young Chang Akki Co. Ltd. wurde 1956 in Incheon, Südkorea von drei Brüdern Jai-Young Kim, Jai-Chang Kim and Jai-Sup Kim als reines Klavierhandelsunternehmen gegründet. Die damals hohen koreanischen Zöllen für importierte Klaviere waren dem Geschäft der Kim Brüder nicht besonders zuträglich. So kam man relativ schnell auf die Idee, statt Klaviere nur deren Teile zu importieren. Für diese Industriewaren gab es keine Importzölle.  1964 schloß die junge, aufstrebende Firma ein Abkommen mit Yamaha und baute fortan in Incheon Yamaha Instrumente aus original japanischen Einzelteilen aus Hamamatsu. Durch die Zusammenarbeit und die Montage der Instrumente gewann Young Chang wertwolle Erfahrungen in der Herstellung von Klavieren und Flügeln.




1975 entschloß sich die Firmenleitung die Zusammenarbeit mit Yamaha zu beenden und sich als neuen, unabhängigen Hersteller  am Markt zu etablieren. Neben der original Young Chang Marke wurde der deutschklingende Name Bergmann adoptiert. Die 1980er Jahre brachten eine enorme Expansion. Im Sog der koreanischen Exportoffensive wurden Young Chang Instrumente weltweit angeboten. Besonders wichtig war dabei der US-amerikanischen Markt. 1990 wurde ein Teil der Gewinne wieder investiert und Young Chang gelang es in diesem Jahr die US-Firma Kurzweil Music Systems zu kaufen. Raymond Kurzweil hatte diese Firma 1983 gegründete. Die Idee dazu entstand aus der Freundschaft zu Stevie Wonder. 1984 brachte Raymond Kurzweil den sogenannten Kurzweil K250 Synthesizer auf den Markt. Dieses revolutionäre Instrument erzeugte die Klänge verschiedener akustischer Instrumente in einer für diese Zeit herausragenden Qualität. Zum Dank an Stevie Wonder produzierte Kurzweil für ihn ein Sondermodell des K250, das sich durch Sprachkommandos steuern ließ.

Mitte der 1990er Jahre war Young Chang einer der zahlenmässg größten Klavierhersteller der Welt. In Deutschland wurde mit Rud. Ibach Sohn kooperiert. Die Koreaner produzierten sowohl die Ibach-K(orea)-Klaviere als auch die Roth & Junius Instrumenten. 1995 wurden wichtige, richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Young Chang baute als erster ausländischer Investor eine neue Klavierfabrik in China. Nicht allzuweit der koreanischen Grenze entstand in Tianjin eine grosse Fabrik für Klaviere. Die Herstellung der Flügel blieb allerdings in Korea. In gleichen Jahr gelang Young Chang eine Riesenüberraschung als man voller stolz bekannt gab Joseph Pramberger verpflichtet zu haben. Pramberger war 30 Jahre lang Chefkonstrukteur bei Steinway & Sons in New York gewesen. Er entwarf nun für Young Chang die Pramberger Platinum Flügel Serie, in der er seine eigenen Plänen realisieren konnte. Diese Instrumente erfreuten sehr schnell grosser Akzeptanz und Anerkennung. Young Chang etablierte sich damit vor allem in Amerika als erstklassiger Premium-Hersteller. In der Folge  schloß man im Jahr 2000 ein weitreichendes Kooperations-Abkommen mit Steinway & Sons für die alleinige Herstellung der neuen Essex-Instrumente. Diese Drittmarke von Steinway war als Einsteiger Linie konzipiert worden. Marketingfehler der Amerikaner und ein schwieriges Umfeld im Klaviermarkt ließen das Projekt vorerst scheitern. Steinway gab vorübergehend Essex auf.




Unterdessen starb 2003 Joseph Pramberger an Krebs. Kuriose Vertragsklauseln der Vereinbarung mit Young Chang erlaubten seiner Witwe, Joyce den Markennamen "Pramberger" an Samick, den Erzrivalen von Young Chang zu verkaufen. Allerdings blieben die viel wichtigeren Patente, Entwürfe und Konstruktionpläne,bei Young Chang. Diese hochwertigen Flügel wurden weiter gebaut und nun in Amerika unter den Markennamen Albert Weber angeboten. Larry Fine, der amerikanische Piano-Papst ordnet die "Albert Weber" und "Young Chang Platinum" Flügel unter den besten in den USA verfügbaren Instrumenten ein. 2006 war wieder ein wichtiges Jahr in der Geschichte von Young Chang. Das koreanische Konglomerat, Hyundai Group erwarb den Klavierhersteller und die Zusammenarbeit mit Steinway wurde reaktiviert. Die Amerikaner dachten aus den Fehlern gelernt zu haben, und wollten die Essex-Linie wieder auf den Markt bringen. Die Fabrik in Tianjin wurde für einen hohen Millionen Betrag vergrössert und renoviert und lieferte fortan einen Teil der Essex-Klaviere, den andere Teil lieferte Pearl River in Guangzhou. In Februar 2007 gab Hyundai die Verpflichtung von Raymond Kurzweil als Chief Strategic Officer von der Young Chang Tochter Kurzweil Music Systems bekannt.




2009 war wieder ein strategischer Coup gelungen, Young Chang gab bekannt, Delwin Fandrich unter Kontrakt genommen zu haben. Der renommierte Klavieringenieur Fandrich sollte neue Klaviere und Flügel für Young Chang entwerfen. Der Vertrieb diese neuen Modelle startete Ende 2010 in den USA und entwickelte sich auf Anhieb sehr gut. Als erster prominenter Kunde wurde das David H. Koch Theater at Lincoln Center for the Performing Arts in New York City präsentiert.


Als Teil der Hyundai Group, eines starken Industrie-Konzern, ist Young Chang bestens aufgehoben und kann optimistisch in die Zukunft schauen. Bisher wurde der seit den 1980er Jahren rückläufige europäische Markt komplett vernachlässigt und man konzentrierte sich bewußt auf die wachsende Märkte Asiens und auf den Premium-Markt USA. Man kann nun hoffen, dass demnächst auch die akustischen Young Chang Instrumente flächendeckend in Europa angeboten werden.