Christoph Kern

Am Freitag, den 4. Mai, wurde die neue Manufaktur für historische Tasteninstrumente von Christoph Kern in der Staufener Bahnhofsstraße eingeweiht. Dort werden alte Instrument liebevoll renoviert bzw. neue Repliken zusammengesetzt. Wie diese Instrumente klingen, kann man direkt vor Ort erleben, denn der größte Raum des Hauses bietet jetzt bei verbesserter Akustik 100 Zuhörern Platz. Von Herbst an sollen Werkstattkonzerte in der Manufaktur erklingen. Die alte Werkstatt war über die Jahre viel zu klein geworden. Zum Glück liegt die neue Adresse nur ein paar Meter entfernt. Dort ist nun ausreichend Platz für alle Schätze wie den Hammerflügel von Pleyel, den von Friedrich Hippe aus Weimar (1825) und die schön bemalten Cembali.


Pleyel-Flügel

Das ganze Wissen um den Bau von Cembali und anderer historischerer Instrumente geht langsam verloren. Es sind nur noch wenige zum Teil sehr kleine Betriebe wie seiner, die sich noch dieser speziellen Klavierbaukunst widmen. Lacke und Farben werden noch nach alten Techniken im Betrieb gemischt. Es riecht nach Holz und Leder, die Tasten sind aus Ebenholz und Knochen (Elfenbein ist ja verpönt) und nicht aus Plastik. Eine Firma wie J. C. Neupert mit ihren bereits 20.000 gefertigten Instrumenten kommt einem hier schon fast wie ein uralter Weltkonzern vor. Die Werkstatt von Chris Maene in Ruiselede ist eher vergleichbar.




Christoph Kern feierte am 5. Dezember 2011 sein 20jähriges Firmenjubiläum. Begonnen hatte er nach einer Lehre als Klavierbauer mit der Fachrichtung Cembalobauer und nach Wanderjahren bei den Koryphäen des Instrumentenbaus in der Habsburgerstraße in Freiburg. 20 Jahre später ist seine Manufaktur für historische Tasteninstrumente ihm zufolge die zweitgrößte in Deutschland – und worauf er besonders stolz ist: "Bei mir lernt der einzige Lehrling für diesen Beruf in ganz Deutschland", sagt er. In diesem Beruf braucht man Geduld, unendlich viel Geduld. Es ist gerade das Langsame, Gründliche, und Gediegene, dass diese Detailarbeit auszeichnet und faszinierend macht. Cembali aus seiner Werkstatt kosten zwischen 15.000 und 40.000 Euro. Der Preis für einen Hammerflügel liegt in der Regel oberhalb der 50.000 Euro Grenze. Aufträge sind allerdings selten und so machen Künstlerbetreuung und Service der Instrumente fast 80 Prozent seiner ganzen Arbeit aus. Es ist bei Konzerten mit historischen Instrumenten nicht anders als üblich: "Wenn der Starpianist nervös wird, lässt er das oft am Instrument aus." Dann kehrt Christoph Kern wie alle Konzerttechniker den Psychologen heraus, dreht pro forma an einer Saite oder verändert vermeintlich eine Einstellung an den Tasten – und schon geht’s wieder, zur Freude des Publikums.